Das Zentrum für Gastrosophie organisierte diesen August eine Tagung zur Klosterküche. Der Fokus lag dabei auf dem breiten Spektrum dieses Themas und der interdisziplinären Betrachtung. Durch Vortragende aus den verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen konnte Einblick in die breit gefächerten Aspekte gewonnen werden. Jakob Deibl, Univ. Ass. an der philosophisch theologischen Universität Wien, beschäftigte sich gleich am Beginn mit der Befremdlichkeit und Gabe des Gastes aus der philosophischen Sicht. Bernhard Huber vom Hochmeisteramt des Deutschen Ordens in Wien und Karl-Heinz Steinmetz, Privatdozent der Universität Wien, stellten die abendländischen Mönchsregeln auf den Prüfstand. Dabei zeigten sie nicht nur die langfristigen Entwicklungen der monastischen Lebensformen auf, sondern auch deren Stachel bzw. Lücken in Bezug auf die Ernährung.
Forschungsergebnisse aus Detailstudien stellte etwa der Archäologe Günther Karl Kunst vor, mit besonderem Merkmal auf Tierknochen, wie etwa Schildkröten, Biber oder Lammkoteletts. Helga Penz vom Referat für Kulturgüter hingegen beleuchtete das Amt des Küchenmeisters in österreichischen Klöstern. Ein weiterer Schwerpunkt wurde mit den Salzburg bezogenen Forschungen gelegt. Barbara Lawatsch-Melton von der Emory University in Atlanta ging auf die nachtridentinischen Rezepturen des Benediktiner Stiftes Nonnberg ein, wobei die Rituale des Schenkens zwischen den Salzburger Klöstern verdeutlicht wurde. Martina Rauchenzauner vom Zentrum für Gastrosophie präsentierte das Kochbuch der Salzburger Ursulinen vor allem mit Hinblick auf den Luxuskonsum der zumeist adeligen Nonnen. Gerald Hirtner, Archivar der Erzabtei St. Peter, sprach in seinem Vortrag über den Tod im Kochtopf, neben tödlichen Giftanschlägen zeigte er die ungesunde Ernährung der Geistlichen und den anschließenden letalen Folgen auf.
Marlene Ernst, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Gastrosophie, stellte ihr Doktorprojekt mit dem Titel „Computerunterstützte Aufarbeitung von kulturhistorischen Quellenkorpora gezeigt anhand von Kochbuchliteratur der Frühen Neuzeit" vor und verwies auf die bereits in die Datenbank aufgenommenen Rezepte des Ursulinen Kochbuches.
Pater Ludwig kombinierte seinen Vortrag mit einer Klosterführung in die vergangenen und gegenwärtigen Speise- und Küchenräumlichkeiten des Klosters, wobei auch „Schmankerln" wie etwa das Prälaturgeschirr zu besichtigen waren. Einen Einblick in die Bibliothek gewährte uns die Stiftsbibliothekarin Bernadette Kalteis, die diätetisch-medizinische Schriften für die Tagungsteilnehmer aushob. Pater Martin Rotheneder führte durch den barocken Küchen- und Kräutergarten, wo lukullische Köstlichkeiten auf die Tagungsteilnehmer warteten.
Das Zentrum für Gastrosophie bedankt sich bei allen Teilnehmern und vor allem bei Pater Ludwig und Pater Martin vom Stift Melk für die großzügige Gastfreundschaft und die ausgezeichnete Verpflegung.