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FWF-Projekt am Zentrum für Gastrosophie ist angelaufen!

01.03.16 - 28.02.19, Salzburg  

Forscherteam des Zentrums für Gastrosophie deckt auf, was in der Residenzstadt Salzburg in früheren Jahrhunderten auf den Tisch kam.

In den letzten Jahren interessiert sich die Geschichtswissenschaft verstärkt für die Geschichte der Ernährung. Wie und was wurde von welchen Personen in früheren Jahrhunderten gegessen und wie wurden die Speisen zubereitet? Woher kamen die Zutaten und wer konnte sich welche Nahrungsmittel leisten? Wenn HistorikerInnen heute Fragen nach Ernährungssituation, Essenstraditionen und Ernährungswissen einer Zeit stellen, geht es ihnen nicht nur um einen Zuwachs an Detailwissen, sondern vor allem um  Erkennt-
nisgewinn in Bezug auf eine historische Gesellschaft als Ganzes.

Am 1. März 2016 startete am Zentrum für Gastrosophie ein vom FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung)  unterstütztes Projekt: Regionale Tradition und Kulturtransfer in der Ernährung. Das Beispiel der Residenzstadt Salzburg 1500-1800 - unter diesem Titel entsteht in den nächsten drei Jahren am ZfG eine umfassende Studie zur Ernährungssituation im frühneuzeit-
lichen Salzburg.

Eine  Arbeitsgruppe, bestehend aus Lehrenden, DissertantInnen und einem Archivar, wird - basierend auf intensivem Quellen-
studium - einem breiten Spektrum von Fragen auf den Grund gehen. Essenstradtionen, Kulturaustausch und Handelsbe-
ziehungen (Gewürzhandel) werden genauso Thema sein wie die schichtspezifischen Ess- und Trinkgewohnheiten der urbanen Haushalte - vom fürsterzbischöflichen Hof bis zum Spital. Auch das zeitgenössische Wissen über Ernährung und dessen Vermitt-
lungswege sollen dokumentiert werden.

Das Projekt ist in die Forschungsbereiche fürsterzbischöflicher Hof, Klöster, Gastronomie, städtisches Bürgertum und institutio-
nelle Armenküche
(geschlossene Häuser) gegliedert. Jeder dieser Teile verspricht für sich schon wertvolle Ergebnisse. Vom Prunk der Hoftafel über Vergnügen und Kommunikation in den städtischen Wirtshäusern, die bürgerlichen Gaumenfreuden, die Kargheit oder Opulenz der Klosterküche bis hin zur kosten-
günstigen Armenausspeisung wird sich der Bogen der Darstel-
lung spannen. In Kombination sollen die Ergebnisse einen einzigartigen Einblick in das spätmittelalterliche und barocke kulinarische Salzburger Stadtleben in all seinen Facetten bieten. - Im deutschen Sprachraum ist dies der erste Versuch, ein Gemein-
wesen mittlerer Größe in allen Aspekten der Ernährung zu er-
forschen und zu beschreiben.

Ziel der Studie ist es, die Ernährung durch eine genaue Analyse von Zusammenhängen und Verflechtungen - sowohl zwischen sozialen Gruppen als auch zwischen Wirtschaftsräumen - als wesentlichen und integralen Bestandteil von Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft darzustellen.

Darüber hinaus will sie zu einer weiteren Aufwertung des Themas Ernährung in der Geschichtsforschung beitragen und auch dazu, dass die deutschsprachige Geschichtswissenschaft  einen stärkeren Anschluss an internationale Forschungsinitiativen wie die Food Studies gewinnt.

Die Wiederentdeckung und Verortung einer historischen Küche kann zudem auf Gastronomie, Tourismus und kulturelle Initiativen anregend wirken und auch kritische Impulse für eine Identitäts-
bildung in der Gegenwart liefern.

 

 

Forschungsteam:

Ao. Univ.-Prof. DDr. Gerhard Ammerer (Projektleitung)

Dr. Michael Brauer (Leitung Nachwuchsförderung; Theorie und Methoden)

Mag. Jutta Baumgartner (Teilprojekt Gastronomie)

Simon Edlmayr, BA (Teilprojekt Fürsterzbischöflicher Hof)

Martina Rauchenzauner, MA (Teilprojekt Bürgertum)

Dr. Gerald Hirtner (Archiv St. Peter; Teilprojekt Klöster)

Ass.-Prof. Dr. Alfred Stefan Weiß (Teilprojekt Institutionelle Armenküche)

 

 

 

Über Zwischenergebnisse berichten wir demnächst auch auf Facebook

Projektteam: v. l. n. r.: M. Rauchenzauner, G. Ammerer, J. Baumgartner; stehend: M. Brauer, S. Edlmayr, G. Hirtner; Foto: Kolarik